Ein gesundes Bindegewebe spielt für die körperliche Gesundheit und das körperliche Wohlbefinden eine wichtige Rolle, es ist elastisch und doch fest und der Garant für die Belastbarkeit des Körpers. Der Körper bleibt bis ins hohe Alter beweglich, derAlterssteifigkeit wird vorgebeugtund auch außergewöhnliche Belastungen oder kurzzeitige Stresssituationen sind für ein gesundes Fasziengewebe kein Problem. Ist das Bindegewebe gesund, bewegt sich der Körper weitaus dynamischer, die Bewegungen sind koordinierter und das Risiko von Verletzungen wird vermindert. Gerade beiMenschen mit überwiegend sitzenden Tätigkeitengehören Beschwerden wie Hals- und Nackenverspannungen, die oftmals starke Kopfschmerzen mitbringen, und Rückenschmerzen schon fast zur Tagesordnung, mit einem gut trainierten Fasziengewebe gehören solche Beschwerden der Vergangenheit an. Um die Faszien gesund zu halten, oder deren Gesundheit wieder herzustellen, ist es wichtig ein paar einfache Vorgehensweisen zu beachten. Faszien hassenBewegungsmangel, daher ist regelmäßige, sinnvolle Bewegung das A und O. Ebenso sollte darauf geachtet werden, dass der Körper mitausreichend Flüssigkeitversorgt wird und übermäßiger Stress sollte vermieden werden, auch ist eine gesunde, abwechslungsreiche Ernährung wichtig. Alles Punkte, die man für die Gesundheit so oder so beachten sollte.
EIN GESUNDES FASZIENGEWEBE BRAUCHT AUSREICHEND FLÜSSIGKEIT
Flüssigkeitsmangel schränkt die Funktion des Fasziengewebe ebenfalls ein. Ist das notwendige Flüssigkeitsverhältnis nicht mehr gewährleistet, können sich die Faszien verhärten oder sie neigen zur Verfilzung. Auch dies führt zu einereingeschränkten Bewegungsfähigkeit, was gerade im Bereich der Gelenke zu starken Schmerzen führen kann. Eine Schonhaltung und bewusst wenig Bewegung sind die Folge, was wiederum sekundär das Problem steigert. Verhärtete oder verklebte Faszien können die Versorgung des Organismus empfindlich stören. Werden die Organe aufgrund einer erstarrten Faszienstruktur nicht mehr optimal versorgt und der Abtransport der entstehenden Schadstoffe behindert, kann dies zu einereingeschränkten Organfunktionführen. Muskelschmerzen, deren Ursachen häufig nicht erkannt werden, da sie dazu neigen sehr unspezifisch aufzutreten, können Anzeichen einesMuskel-Faszien-Syndromssein. Eine Ursache hierfür kann die Aktivierung von sogenannten Triggerpunkten sein, was zu Fehlfunktionen der Muskulatur führt. Die dadurch ausgelöste Einschränkung der Muskelfunktion hat häufig eine Fehlhaltung zur Folge. Chronische – aber auch akute – Überbelastungen können Auslöser einer Aktivierung, bzw. Entstehung solcher Triggerpunkte sein. Es entsteht eine Dysbalance, die, wird sie nicht therapiert, zu umfangreichenVeränderungen von Körperhaltung und Motorikführen, die das bestehende Ungleichgewicht unterstützen und verstärken – ein Teufelskreis bahnt sich an.
HINTERGRÜNDE DES FASZIENTRAININGS
Das Fasziengewebe durchzieht den Körper wie ein großes Netzwerk, es ist an allem beteiligt, was der Körper den Tag über durchlebt und trägt seinen Teil zum komplikationslosen Funktionieren des Organismus bei. Dies kann es allerdings nur wenn es gesund ist, daher ist es wichtig dasBindegewebe gesund zu erhalten, bzw. dessen Gesundheit wieder herzustellen.
Die Reaktion des Fasziengewebes auf ein entsprechendes Training baut sich zwar langsam auf, dafür aber sehr dauerhaft.
Das Training veranlasst die Faszien dazu neue Gewebefasern zu bilden und alte Fasern zu ersetzen. So ist es möglich im Verlauf eines Jahres rund die Hälfte des Fasziengewebes zu ersetzen. Das neue Fasziengewebe weist alle Eigenschaften eines gesunden Bindegewebes auf und behält diese auch, da bei kontinuierlichem Trainingverbrauchte Fasern immer wieder ersetzt werden. Es bleibt stabil, fest und elastisch. Zudem wird durch das regelmäßige Training, die regelmäßige Bewegung, ein Verkleben oder Verfilzen der Fasern verhindert, was wiederum Verletzungen oder Beschwerden vorbeugt. Osteopathen, Krankengymnasten und Masseure wissen um die Vorteile eine gesunden Bindegewebes und die Beschwerden die „ungepflegte“ Faszien auslösen können und binden dieses Wissen in ihre Therapien ein. Ein trainiertes Bindegewebe hilft nicht nurBeschwerden vorzubeugen, sondern das Training ist auch dazu angetan bestehenden Beschwerden zu lindern und die Ursachen dieser zu bekämpfen, so kann eine eingeschränkte Mobilität durch das entsprechende Training zumindest in Teilen wieder hergestellt werden. Selbstverständlich sollte sich ein jeder über die Vorzüge eines gesunden Bindegewebes bewusst sein, so dass Beschwerden erst gar nicht ausgelöst werden.
DAS FASZIENTRAINING
Das Fasziengewebe zu trainieren ist einfacher als es vermuten lässt. Wichtig ist, dass das Trainingregelmäßigstattfindet und ausweichen und dynamischen Bewegungenbesteht. Es soll Spaß machen und Entspannung bringen, ein Aspekt, der in unserer sich immer schneller drehenden Welt von enormer, nicht zu unterschätzender Wichtigkeit geworden ist. Die Übungen, die ein Faszientraining ausmachen sind keineswegs kompliziert und könnenauch zuhause ohne Anleitung durchgeführtwerden, in der heutigen Zeit in der die Menschen immer weniger Zeit haben, ebenfalls ein nicht zu unterschätzender Vorteil.
Das Training selbst beruht auf dem Prinzip der dynamischen und langsamen Bewegung und Dehnung der Muskulatur und des Fasziengewebes. Hier verbinden sich mehrere Konzepte. DieDehnübungen, die eine gute Zusammenarbeit von Muskeln und Fasziengewebe ermöglichen sollen, das Training mit entsprechenden Trainingsgeräten, wie derFaszienrolle, das gezielt eingesetzt werden kann um Beschwerden und Schmerzen zu lindern und die Koordination und Tiefenwahrnehmung der Bewegungsabläufe – die Bewegung wird, ausgehend von den weiten Makrostrukturen bis in die feinste Mikrostruktur hinein durchgeführt. Die Kombination dieser unterschiedlichen Trainingsansätze bedingt einneues, verändertes Körpergefühl. Jede Bewegung wird bewusst anders wahrgenommen und die Eigenwahrnehmung des Körpers wird verbessert. Durch das Training des Fasziengewebes ist der Körper in der Lage die Informationen schneller und zuverlässiger an das Gehirn weiter zuleiten, diese verbesserte Selbstwahrnehmung des Körper ermöglicht einen dynamischeren Bewegungsablauf, die Bewegungen werden koordinierter, was dasVerletzungsrisiko erheblich vermindert.
FASZIENTRAINING – DAS WUNDERMITTEL GEGEN CELLULITE?
Cellulite – wer kennt sie nicht, dieseunschönen Beulen und Dellenan Po, Oberschenkeln und zuweilen auch an den Oberarmen, die – vor allem Frauen leiden darunter – gerade im Sommer das Tragen von kurzer Mode und hübscher Badebekleidung vergällen. Das Problem, das nicht nur Frauen haben, ist aus medizinischer Sichtgrundsätzlich nicht gefährlich. Jedoch hat die Erforschung der Faszien und deren vielfältigen Funktionen, die bislang unterschätzt wurden, Erkenntnisse gebracht, die daraufhin deuten, dass eine ausgeprägte Cellulite einHinweis auf eine fasziale Fehlfunktiondarstellt, deren Ursachen tief im Inneren des Körpers liegen können. Eine Erkenntnis, die der Therapie neue Wege weist. Eine Fehlfunktion, die schlussendlich eine deutliche Einschränkung des körperlichen Wohlgefühls zur Folge haben kann, muss in der Tiefe und nicht an der Oberfläche behandelt werden. Mit Faszienrollen kann man hier wunderbar in die Tiefe arbeiten. Die„Happy Roll“stimuliert mit der unterschiedlichen Oberfläche zusätzlich noch die Triggerpunkte.
CELLULITE – WAS IST DAS?
Die Beulen und Vertiefungen, die auf Unregelmäßigkeiten im Bereich des subkutanen Fettgewebes zurück zu führen sind, und als Erscheinungsform der Cellulite identifiziert werden, entstehen durcheingelagerte und aufgeblähte Fettzellen im Unterhautgewebe. In diesen werden Schlackstoffe und Reste des Stoffwechsels eingelagert, die nicht richtig abtransportiert werden. Für den Abtransport dieser Stoffe ist dasLymphsystemzuständig,. Da doch die Lymphe nicht über über ein eigenes Pumpsystem, wie ihn etwa das Blutgefässystem besitzt, fließt sie nicht von allein – sie muss von außen aktiv bewegt werden.
Für diese Bewegung ist die so genannte Muskelpumpezuständig, die auch im Bereich der unteren Extremitäten für den effektiven Abtransport des venösen Blutes hin zum Herzen einen wesentlichen Beitrag leistet.
Eine Entlastung des Herzens beim Rücktransport des venösen Blutes ist ein wesentlicher Faktor für dessen Gesunderhaltung. Hier werden durch die Kontraktion der Beinmuskulatur – wie sie zum Beispiel beim normalen Laufvorgang, oder gymnastischen Übungen erfolgt – die venösen Gefäße rhythmisch kontrahiert und so das Blut, von Venenklappe zu Venenklappe, nach oben gedrückt – ein Vorgang, der dieHerzarbeit stark entlastet. Der Transport der Lymphflüssigkeit benötigt für ihren Transport ebenso die Muskelpumpe, die für ihre Arbeit wiederum auf ein gesundes und intaktes Bindegewebe angewiesen ist. Ein starkes und effektiv arbeitendes Fasziengewebe ist die Basis für einen zügigen Transport der Lymphflüssigkeit, die auch für die Entgiftung des Gewebes zuständig ist. Leider ist das Bindegewebe nicht immer in der Lage seine Aufgabe ausreichend zu erfüllen. Einschwaches Bindegewebekann vielfältige Gründe haben – hier kann das Faszientraining Abhilfe schaffen.
FASZIENTRAINING – DER CELLULITE DEN KAMPF ANSAGEN
Das Fasziensystem ist ein reißfestes und kollagenreiches Gewebe, das sich durch Belastbarkeit, Elastizität und Formstabilität auszeichnet. Die Faszien sind ein zeitlebens stark belastetes Gewebe, das, um seine Leistungsfähigkeit zu behalten, ständig erneuert werden muss. Dieregelmäßige Regeneration des Faszienapparatesgewährleistet dessen uneingeschränkte Leistungsfähigkeit. Ein regelmäßiges Bewegungstraining sorgt dafür, dass die Zellen des Bindegewebes neue Kollagenfasern bilden und so die alten ersetzt werden und stellt damit eine effektive Methode dar, die Regeneration dieses äußerst wichtigen Gewebes zu unterstützen. Durch das regelmäßige Training werden die Durchblutung und damit die Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen verbessert. Mit den richtigen Trainingsmethoden und der damit verbundenen Unterstützung ist der Körper in der Lage über einen längeren Zeitraum gesehen dasBindegewebe optimal zu erneuern.
TRAININGSERFOLGE
Das Fasziensystem reagiert zwar langsam auf ein entsprechendes Training, dafür aber umso nachhaltiger und ist bei Fortsetzung des Trainingsprogramms über denTherapieerfolghinaus, stark und leistungsfähig. So ist es mit einem Faszientraining möglich ein geschwächtes oder bereits schwaches Bindegewebe von Grund auf mit neuerStabilität und Festigkeitzu versorgen, so dass dieses seine unterstützende Arbeit für die Muskelpumpe aufnehmen kann. Kann die Muskelpumpe ihre Arbeit wieder richtig ausführen, wird die Lymphe im Lymphsystem wieder optimal bewegt und die Schlacke und Reststoffe, die in den Fettzellen abgelagert sind, können abgebaut werden. DieHaut strafft sichund die unschönen Beulen an Po, Oberschenkeln und Oberarmen verschwinden, oder werden wenigstens stark reduziert.
Faszientraining ist das Training mit demmehr als doppelten Effekt. Das Faszientraining hilft nicht nur im Kampf gegen die Cellulite und der Reduzierung der durch sie hervorgerufenen unschönen Strukturveränderung der Oberflächenreliefs der Haut, es bewahrt auch vor Wiederentstehung der störenden Beulen. Darüberhinaus führt es aufgrund der komplexen körperweiten Struktur des Fasziengewebes auch zu einemallgemeinen Anstieg des Wohlbefindens. Durch ein regelmäßiges Training kann die wieder geschaffene Straffheit und Elastizität von Haut und Bindegewebe bewahrt und der gesamte Bewegungsapparat in seinen Aufgaben unterstütz werden. Das Ergebnis sind geschmeidige, zielgerichtete und energieoptimierte Bewegungsabläufe.
Zudem führt die Wiederherstellung der Versorgung dieses Gewebes zu einerPrävention bestimmter Beschwerden– hier seien nur die klassischen Rücken-, Gelenk- und spannungsinduzierten Kopfschmerzen erwähnt – was ein hohes Maß an körperlichem und seelischem Wohlbefinden zur Folge hat, was eine allgemeine Reduzierung des Faszientonus zur Folge hat, der sich direkt positiv auf das seelische Befinden auswirkt. In den Bewegungsabläufen, wie auch in der gesamten Motorik findet das Faszientraining seinen Niederschlag. Ein trainierter und geschmeidiger Faszienapparat ist die Basis jeder energetisch optimierten und zielsicheren Bewegung. Ob beim Sport, oder aber auch bei den alltäglichen Anforderungen, denen der Bewegungsapparat genügen muss – auch langes Sitzen gehört dazu – sind trainierte Faszien die Grundlage. AlleBewegungen werden weicher und dynamischer, können schmerzfrei und kraftvoll ausgeführt werden. Das hat eine bessere Körperwahrnehmung und Bewegungskoordination zur Folge und die Gefahr von bewegungsbedingten Verletzungen wird stark reduziert. Darüberhinaus spart ein leistungsstarkes Netzwerk von Faszien Energie undbeugt so vorzeitiger Ermüdung vor.
SPORTARTEN, DIE FASZIEN TRAINIEREN
Wo liegen die Gemeinsamkeiten von kindlichem Toben, Trampulinspringen und dem Räkeln von Katzen? Auf den ersten Blick gibt es keine, mag man geneigt sein zu glauben, das ist jedoch weit gefehlt. Alle diese Bewegungsabläufe haben eines gemeinsam, siedehnen den Körperund trainieren damit das Fasziengewebe des Körpers. Es gibt einige Sportarten, die dazu angetan sind, das Fasziengewebe zu trainieren, die meisten davon sind bereits lange bekannt, doch wird ihr Wert für die Gesundheit erst jetzt wirklich deutlich.
Yogabietet die Möglichkeit den gesamten Körper zu dehnen, das Fasziengewebe reagiert besonders auf solche Dehnungsreize und wird durch Dehnungsübungen stimuliert Verklebungen und Verfilzungen im Gewebe zu lösen und alte Gewebestrukturen durch neue, elastische zu ersetzen. Im Yoga stehenverschiedene Trainingsansätzezur Verfügung. Da kein Mensch gleich ist und nicht jeder auf die gleichen Reize und Impulse im gleichen Maße reagiert, bietet sich hier für jeden die Möglichkeit Übungen zu finden, auf die der Körper im bestmöglichen Maß reagiert, was dem Erfolg des Trainings Vorschub leistet. Hier sollten noch die fernöstlichen Methoden desTai Chi und Qi Gongsowie das Konzept desPilatesund evtl. auch die KampfsportartenJudo und Karategenannt werden. Als Beispiel für den Effekt, den ein gesundes Bindegewebe auf die Muskeln ausübt, kann man die Kängurus nennen, die sich den sogenannten„Katapult-Effekt“bei ihren Sprüngen zu Nutze machen.
Der Struktur und den vielfältigen Aufgaben der Faszien wurde bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts keine große Aufmerksamkeit geschenkt. Erst nach und nach wurde sich demkomplexen Systemangenähert, das das Netzwerk der Faszien darstellt und ein neues Bewusstsein entstand. Nach neuesten medizinischen Erkenntnissen spielen die Faszien für körperliche Gesundheit und körperliches Wohlbefinden eine weitaus größere Rolle als bisher angenommen. Diese Erkenntnisse haben im Sport ihren Niederschlag gefunden und zurEntwicklung neuer Trainingsmethoden oder -ansätzebeigetragen, aber auch für die Bewältigung der alltäglichen Anforderungen, die an den Bewegungsapparat gestellt werden, haben sie wertvolle Beiträge geleistet.
DIE „FACIA-FITNESS“ – DEN GANZEN KÖRPER ANSPRECHEN
Hierbei liegt das Hauptaugenmerk auf einem gesunden Bindegewebe. Ein gesundes Bindegewebe ist fest aber elastisch zugleich. In dieser Eigenschaft ist es dazu angetan dieBelastbarkeit des Körpers zu garantieren. Es stabilisiert Bänder und Sehnen, vermeidet Reibungen der Muskulatur an Gelenken und einzelner Muskelgruppen untereinander und schützt vor Verletzungen. Ein gesundes Bindegewebe ist in der Lage den menschlichen Körper – bis ins hohe Alter – elastisch und belastbar zu halten und der Alterssteifigkeit vorzubeugen. Wurden bisher einzelne Muskeln oder Muskelgruppen trainiert, geht es nun um dasTraining eines ganzen Netzwerks, denn Faszien vernetzen den gesamten Körper. Sie spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle, wenn es um die Leistungsfähigkeit der Muskeln, sowie die Wahrnehmung und die Koordination von Körperbewegungen geht. Bisher wurden vier Bereiche des Faszientrainings herausgearbeitet. Im Folgenden werden die vier Trainingsmodelle vorgestellt aus denen sich die „Facia-Fitness“ zusammensetzt.
SOFT-TISSUE STRETCHING – KEINE LANGWEILIGEN DEHNUNGSÜBUNGEN
Das Ganzkörperstretching – oder auchFasziennetzwerkstretching– steht hier im Mittelpunkt. Auf angenehme, spielerische und kreative Weise wird der ganze Körper gedehnt. Über gleitende, nicht anstrengende Bewegungen werden Muskeln, Sehnen und Bänder sanft gedehnt und so das optimale Zusammenspiel dieser Strukturen gefördert. Denn ein Muskel kann nur richtig arbeiten, wenn die Verbindung zu den Faszien intakt ist, ist dies nicht der Fall, beeinträchtigt das die Muskelarbeit. Um dasMuskel-Faszien-System zu optimierensind keine komplizierten Workouts oder Trainingseinheiten von Nöten, denn bereits durch Veränderungen die aus den bereits bekannten Dehnungsübungen resultieren, kann das Fasziensystem nachhaltig unterstützt werden. Wichtig ist dabei nur, dass es sich umweiche dynamische Bewegungenhandelt und der Körper keiner Belastung ausgesetzt ist, was den Trainingserfolg nicht nur zunichte machen, sondern ihn in das Gegenteil verkehren würde.
REBOUND ELASTICITY – EFFEKTIVES KRAFTTRAINING
Dahinter steht der Gedanke, dass mehr Kraft mehr Bewegung bringt. Die Trainingsmethode folgt dem Prinzip des„Elastic-Recoil“. Die Muskeln können effektiver arbeiten und mehr Kraftleistung erbringen, wenn die, sie umgebenden Faszienstrukturen in eine Vorspannung gebracht werden. Einkraftvoller trainierter Muskelist die Grundlage eines funktionierenden Bewegungsapparates, denn ein noch so effektiv arbeitendes Fasziensystem, kann nicht ohne die entsprechende Leistungsfähigkeit der Muskulatur auskommen.
Ein interessantes Faktum, das hierbei auffällt, ist die Tatsache, dass Bücken und Heben ohne eine Faszientätigkeit nicht möglich wäre, ein Punkt, der auch in der Rückenschule Anwendung finden wird.
Die Rebound Elasticity bringt einehohe Effizienz und fördert die Körperästhetik, wobei der zeitliche Aufwand – gemessen an normalem Krafttraining – nicht ins Gewicht fällt.
FACIAL RELEASE – MÖGLICHKEITEN DER SCHMERZBEHANDLUNG
Diese Methode stellt eine Möglichkeit dar,Beschwerden selbst zu behandelnund damit zu lindern. Dabei werden mit Hilfe einer Trainingsrolle die Bindegewebsstrukturen unter sanften Druck gesetzt. So können Verklebungen und Verfilzungen auf angenehme und einfache Weise zu Hause gelöst werden, was der Beweglichkeit zu Gute kommt und zurSchmerzlinderungbeiträgt. Diese Trainingsmethode findet auch in der Behandlung von orthopädischen Erkrankungen ihren Einsatz. Eine preiswerte Methode, die nach kurzer Anleitung vom Patienten selbst gefahrfrei vorgenommen werden kann.
FLUID-REFINEMENT – EIN NEUES SELBSTBEWUSSTSEIN
Das Fasziensystem durchzieht den gesamten Körper wie ein Netzwerk und weist – je nach Notwendigkeit –unterschiedliche Strukturenauf. Das Fasziengewebe umhüllt einzelne Muskeln- oder Muskelgruppen, es hält die inneren Organe elastisch in ihrer Position, es sorgt für die reversible Verschieblichkeit der Haut und es hält Knochenstrukturen wie die Wirbelsäule in ihren Bestandteilen fest und dennoch elastisch zusammen. Die Methode des Fluid-Refinement setzt bei den Makrostrukturen an und führt den Bewegungsimpuls bis in die feinen Mikrostrukturen hinein aus. Diedaraus resultierende veränderte Körperwahrnehmungund die Verfeinerung derselben ist das Ziel dieser Trainingsmethode. Das entstehende neue „Selbstbewusstsein“ führt zu einem Abbau eventueller Fehlhaltungen und zu einer besseren, sowie ausgewogeneren Bewegungskoordination. Hierbei handelt es sich nicht um ein reines Bewegungsprogramm,vielfältige Impulse stimulieren die Rezeptorenim Fasziensystem und steigern auf diese Weise die körperliche Selbstwahrnehmung.
FASZIENTRAINING – MIT ALTBEKANNTEM TRAINIEREN
Eine bereits alte, bekannte, sowie überaus erfolgreiche Trainingsmethode, die auf Basis dieser Konzepte arbeitet, ist Yoga. ImYogavereinen sich Dehnungsübungen mit Übungen zur Körperwahrnehmung. Tiefe Entspannung verbindet sich mit konzentrierter Muskelarbeit und schafft so ein neues bewusstes Gefühl für den eigenen Körper. Ebenso gehören dietraditionellen Trainingsmethoden des Tai Chi– hier werden mit langsamen und fließenden Bewegungen, die den Körper jedoch in permanenter Spannung halten, die Faszien trainiert – oder auchQi Gongzu den Konzepten, die ganzheitlich orientiert und daher bestens geeignet sind das Fasziensystem zu trainieren und in ihrer Funktion zu unterstützen.
DER STAND DER FORSCHUNG
Der Struktur und den vielfältigen Aufgaben der Faszien wurde bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts keine große Aufmerksamkeit geschenkt. Erst nach und nach wurde sich dem komplexen System angenährt, das dasNetzwerk der Fasziendarstellt und ein neues Bewusstsein entstand. Nach neuesten medizinischen Erkenntnissen spielen die Faszien für körperliche Gesundheit und körperliches Wohlbefinden eine weitaus größere Rolle als bisher angenommen. Diese Erkenntnisse haben im Sport ihren Niederschlag gefunden und zur Entwicklung neuer Trainingsmethoden oder -ansätze beigetragen, aber auch für dieBewältigung der alltäglichen Anforderungen, die an den Bewegungsapparat gestellt werden, haben sie wertvolle Beiträge geleistet.
Die im Tai Chithematisierte Qi-Kraftbasiert auf den den Eigenschaften des Bindegewebes. Die durch das Faszientraining optimierte Selbstwahrnehmung steigert die Fähigkeit gezielt zu entspannen. Im Tai Chi und Qi Gong werden die Faszien als eine Art Parallelmuskulatur trainiert. DasFasziengewebe ist ein Energiespeicher, hier wird nun eine Verbindung gesehen zu dentraditionellen Nairiki-Kata, die für die Entwicklung der inneren Kraft stehen. Qi Gong und Tai Chi werden von Experten als ideales Training für die Faszien angesehen, seit jeher ist das Training des Bindegewebes ein traditioneller Bestandteil der Übungen der asiatischen Kampfsportkünste. Ein trainiertes Fasziengewebeoptimiert die Balance, die Koordination und den Krafteinsatz. Was ein gesundes Bindegewebe zu leisten vermag, ist vielleicht am einfachsten zu verstehen wenn man sich den Katapulteffekt eines Känguruhsprungs betrachtet, oder an die geschmeidigen und fließenden Bewegungen von Katzen denkt.
Im Focus des Faszientrainings stehen die Steigerung der Faszienelastizität, die optimierung des Lympphflusses, sowie die reibungsfreie Funktion des Faszienapparates. ZurStärkung, Gesunderhaltung oder zur Reaktivierungdes Faszienapparates bieten sich verschiedene Sportgeräte an. An erster Stelle sei hier die sogenannte Faszienrolle erwähnt. Sie übt leichten, jedoch intensiven Druck auf das Fasziengwebe aus. Auf diese Weise werden die Faszien schwach gedehnt, der Lymphfluss wird angeregt und eventuell bestehende Verfilzungen oder Verklebungen werden gelöst. Auchfür den schnellen Einsatzeignet sich dieses therapeutische Gerät: bei akuten Schmerzen leistet die Faszienrolle direkte Abhilfe. Sogenannte Triggerpoint anregende Trainingsgeräte, die sich optimal zur Selbstmassage eignen, üben punktuellen Druck auf die zu behandelnde Stelle aus und ermöglichen eine gezielte Behandlung der Triggerpunke. Die Faszienrolle, wie zum Beispiel das Set„Rock’n’Roll“– eher für die großflächige Anwendung optimiert – und der gezielt arbeitendeTriggerpunkt-Stiftergänzen sich in der Behandlung von Faszienproblemen.
Auch die Anwendung von Tennisbällen, gerade im Bereich des Nackens, der Fußsohlen und der Hände kann gezielt Abhilfe Schaffen. Strechbänder dehnen auf sanfte Weise das Fasziengewebe und sind in der Anwendung sehr einfach.
ÜBUNGSPLÄNE
Grundsätzlich muss vor dem Beginn jeder Übung eineAufwärmphaseerfolgen, die die Muskulatur und den Faszienapparat auf die bevorstehenden Belastungen vorbereitet und so Muskelzerrungen und anderen Verletzungen vorbeugt. Danach gilt es zu beachten, dass der Faszienapparat immer von unten nach oben trainiert werden muss.
ÜBUNG FÜR DEN FASZIENAPPARAT DER FÜSS
Der in der Fußsohle verlaufen Plantarsehne verdankt der Fuß seine gewölbte Kontur. Die Plantarsehne ist die dickste Sehne im Körper des Menschen und muss dennoch dehnbar sein. Hier bietet sich eine Übung mit dem Tennisballan, die die Plantarsehne anregt und ihre Verschieblichkeit erheblich zu steigern vermag.
Mit nackten Füßen und in einer leichten Schrittstellung wird der Tennisball hinter die Zehen des vorderen Fußes gelegt. Die Gewichtsverlagerung vom hinteren auf den vorderen Fuß übt Druck auf den Ball und so auf die Sehne aus. Nun wird der Tennisballunter Aufrechterhaltung des Drucksvon den Zehen hin zur Ferse gerollt. Beide Füße sind auf diese Weise nacheinander jeweils drei Minuten zu trainieren. Bei einer regelmäßigen Anwendung dieser Übung werden eine Aktivierung der Plantarsehne und eine Anregung des Lymphflusses, sowie des gesamten Stoffwechsels in diesem Bereich das Ergebnis sein.
ÜBUNG FÜR DIE SCHULTER UND DEN SCHULTERGÜRTEL
Probleme in dieser Zone sind in der Bevölkerung am weitesten verbreitet. Sitzende Tätigkeiten und stereotype Bewegungsabläufe gehören zu den klassischen Auslösefaktoren. Ein ausreichend trainierter Schulterbereich kann diesenBeschwerden vorbeugen.
Mit dem Gesicht zu einer Wand und schulterbreit gespreizten Beinen wird der Körper im Abstand von ungefähr einem Meter nach vorne gegen die Wand fallen gelassen. DieHände fangen die Bewegung aufund stoßen den Oberkörper dann sanft wieder in seine Ausgangsstellung zurück. Diese Übung wird mehrmals wiederholt und dann mit in der Höhe versetzten Händen ausgeführt. Nach einer Wiederholungsfrequenz von mindesten 30 Abläufen sollte diese Übungseinheit beendet werden.
ÜBUNG FÜR DEN NACKEN
Verspannungen im Bereich des Nackens sind häufig dieUrsache für Kopfschmerzen, da die Nackenfaszie vom Nacken über den Kopf bis zur Stirn zieht. Sie ist wesentlich an der Aufrechthaltung des Kopfes beteilligt.
Die Hände werden mit den Daumen nach außen oberhalb der Knie abgestützt, während die Beine – ähnlich wie bei einer Kniebeuge – in etwa der doppelte Breite der Hüfte mit leicht gebeugten Knien auseinanderstehen. DerOberkörper ist nach vorne gebeugt. Dann vollzieht der Kopf eine schlängelnde Vor- und Zurückbewegung zwischen dem Brustbein und den Schulterblättern. Der gleiche Bewegungsablauf erfolgt nach mehreren Wiederholungen zu den Seiten hin, so dass der Kopf zwischen den Schultern die Bewegung vollzieht. Die Bewegungen können je nach Empfindung abgewandelt werden, nur müssen sievorsichtig und gleichmäßigausgeführt werden. Diese Übung sollte nach fünf Minuten beendet werden, nachdem in der Schlussphase die Bewegungen des Kopfes immer kleiner geworden sind.
MEDIZINISCHE STUDIEN UND TRENDS IM BEREICH DER FASZIENFORSCHUNG
Das eher stiefmütterlich behandelte Thema Faszien und ihre optische Darstellung zu diagnostischen Zwecken endete im Jahr 2007 beimersten Faszienkongress in Boston– demFascia Research Congress 2007– auf dem dieser wichtige Themenkreis fokussiert wurde. Die zentrale Rolle des Fasziengewebes als Basis körperlichen Wohlbefindens und Leistungsfähigkeit wurde endlich anerkannt. Der nun einsetzende rege Informationsaustausch von Sportmedizinern, Allgemeinmedizinern, Osteopathen, Homöopathen, Akkupunkteuren und Physiotherapeuthen führte zueiner rasanten Entwicklung der Faszienforschung, die sich heute qualitativ hochwertiger bildlicher Darstellung der Gewebe erfreuen kann. Eine Entwicklung, die nicht in den wissenschaftlichen Einrichtungen halt macht, sondern den Patienten – Sportlern, wie Privatpersonen – direkt zugute kommt.Prävention, Therapie und Rehabilitationsind die Themen, um die es heute im Rahmen der Erforschung des Fasziennetzwerkes geht.
SHAREWAVE ELASTOGRAPHIE – BILDLICHE DARSTELLUNG DER FASZIEN
Aufgrund der Tatsache, dass es sich bei der körperweiten Faszienstruktur um eine Weichteilstruktur handelt, ist die Anwendung bildgebender Verfahren problematisch. Allerdings ist heute mit hochauflösenden Ultraschallgeräten die Abbildung von Faszien möglich. Ein wertvolles Verfahren, das den NamenSharewave Elastographieträgt und dem in der Diagnostik der Fasziendicke eine wesentliche Rolle zukommt. Es handelt sich hierbei um ein schmerz- und nebenwirkungsfreie Methode. Neben der bildlichen Darstellung der Faszien bietet sich über die Elastographie eine Möglichkeit an die Elastizität des Gewebes zu ermitteln. Dieses Verfahrengeht mit der Ultraschalluntersuchung parallel einherund ermöglicht über eine besondere Ultraschallwelle einen Einblick in die Dehnungskapazität des Fasziengewebes. Die Informationen, die über die Gewebemessungen gewonnen werden, lassen Rückschlüsse auf deren Elastizität zu. So kann der in diesem Verfahren geschulte Mediziner über den Vergleich mit Normwerten der Steifigkeit der Rückenfaszien, der Faszien im Schulterbereich, der Faszien des Sprunggelenkes, oder – heute aktueller denn je – den Faszien der Wirbelsäule, denGesundheitszustand seines Patienten ermitteln. Eine Verbesserung der Beschwerden nach einer osteopathischen-, physiotherapeutischen-, oder homöopathischen Behandlung, liefern neue Daten anhand von Vorher-Nachher-Messungen und diese sorgen für eine stete Vergrößerung des Datenpools für die Gewebeelastizität, die eineDiagnostik über einen Vergleich der Wertemöglichmacht. Die Datenerhebung erfolgt schichtweise – für Faszien und die Muskulatur.